Was ist heute Mein Schatz? Und was hat der noch mit erlesenen Materialien aus dem Untergrund zu tun? Ein Ausstellungsprojekt über den Bergbau vor Ort und anderswo, seine Folgen sowie Menschen und Naturverhältnisse.

Die Natur will nicht der ausschließliche Besitz eines einzigen sein.
(Novalis, Heinrich von Ofterdingen) 

Mansfelder Land 2023. Das vom Mittelalter bis 1990 bedeutende Bergbaurevier im Dreieck zwischen Eisleben, Sandersleben und Hettstedt war bis vor kurzem ein Ort harter Arbeit unter Tage und in den Hütten. Jetzt sucht die Region neue Wertschöpfungen und Werte. Man sagt, der Bergbau präge die Menschen auf eine besondere Weise. Wie steht es heute, 30 Jahre nach dem abrupten Ende, mit dem Nach- und Weiterleben der alten Werte? Welche neuen Werte sind entstanden? 

Der Bergbau kam und ging. Er findet jetzt woanders statt. Doch nicht allein die Gewinne, sondern auch die Schäden, die er verursacht, sind nur verschoben worden. Wie gestalten sich die Lebensverhältnisse und Umweltbedingungen an den fernen Abbaustätten im Vergleich zu denjenigen, die hier bis vor 30 Jahren herrschten? 

Toxische Moderne. Strahlende Moderne. Müllberge anhäufende Moderne. Im Mansfeld sind vom Bergbau die Halden als weithin sichtbare Zeichen geblieben. Sie bilden einen neuen Schatz: als markante Landschaftspunkte und Denkmale vergangener Arbeit, als potenzielle Stätten zukünftiger Rohstoffgewinnung und als „Laboratorien“ für das Entstehen „dritter Naturen“, die aus den post-industriellen Zuständen hervorgehen und sich an diese Extreme anpassen. 

Gollums sprichwörtlicher „Schatz“, der „Ring der Macht“ aus J.R.R. Tolkiens Herr der Ringe könnte heute ein Smartphone sein. Wie der Ring besteht jedes Smartphone aus erlesenen Erzen. Auch die digitale Moderne braucht Heavy Metal. Doch wer weiß das heute noch? Welche Rolle spielen das Unterirdische und der Wunsch des zu bergenden Schatzes, spielen Vorstellungen von Höhle, Bohrloch oder Schacht für unsere Gesellschaft und ihre Individuen?

Austragungsort des Werkleitz Festivals ist Schloss Oberwiederstedt. Hier wurde der frühromantische Dichter und Philosoph Novalis geboren. Unter seinem eigentlichen Namen Friedrich von Hardenberg arbeitete er im Dienst der kursächsischen Bergbauadministration und erschloss neue Fördergebiete. Als Dichter Novalis imaginierte er hingegen eine Natur, die sich gegen ihre Versachlichung durch wissenschaftliches Denken und gegen ihre alleinige In-Wert-Setzung durch ökonomisches Kalkül behauptet. Erscheint diese zwiegespaltene Haltung nicht als eine typische, frühe Verkörperung der Widersprüche, in denen wir industriell-modernen Menschen uns bis auf den heutigen Tag befinden?